Eine Unze Erfahrung ist so viel wert wie eine Tonne Theorie

Beobachtet man kleine Kinder, wie sie aus Küchengerätschaften ein Auto, ein Schiff oder ein Musikinstrument zusammenbauen, dann muss einem wohl bewusst werden, dass wir unseren Kindern Fähigkeiten wie „Kreativität und Gestaltungslust“ nicht erst beibringen müssen.

Überschrift H2

Kinder probieren alles aus, was ihnen in den Sinn kommt, solange wir Erwachsene es zulassen. Leider behindern wir den Prozess häufiger, als wir denken. Während sich die Kinder durch ihre Kunstwerke Bewunderung und Staunen von uns erwarten, erfahren sie oft bittere Enttäuschung, indem die Erwachsenen durch Zeitmangel dem Ganzen keine Beachtung schenken.

Geschieht das öfters, speichert das kindliche Gehirn diese Erfahrung ab, dass sich niemand für die Ideen interessiert. So wird aus dem Gefühl der Freude und Lust am Bauen und Erfinden ein Gefühl der Frust. Wir kennen es von uns selbst, wenn wir sagen: Nun ist mir die Lust vergangen. Im Gehirn hat sich ein anfangs positiver Impuls zu einem negativen Gefühl verkoppelt.

Überschrift H3


Entscheidende Fähigkeiten wie Handlungen zu planen, die Folgen seines Tuns abzuschätzen, sich in andere Menschen hinein zu fühlen, Verantwortung zu übernehmen, seine Aufmerksamkeit auf eine Sache zu lenken erwerben Kinder nur durch eigene Erfahrungen, beim Lösen von Problemen und der Bewältigung von Herausforderungen. Nur dann werden im Gehirn die dafür zuständigen Nervenzellenverknüpfungen herausgeformt und gefestigt. Diese wichtigen Kompetenzen können Kinder nur durch eigenes Denken und Handeln, durch eigenes Entdecken und Gestalten erwerben. Und das findet dort statt, wo wir es am wenigsten vermuten: im Spiel. Genau hier bereiten sich die Kinder auf das Leben vor. Das menschliche Gehirn ist nicht zum Auswendiglernen von Sachverhalten optimiert, sondern für das Lösen von Problemen.


Den Kindern tut es gut, wenn sie vielfältige Gelegenheiten finden, sich selbst einzubringen, an etwas Wichtigem mitzuwirken und Verantwortung zu übernehmen. Denn das menschliche Gehirn entwickelt sich anhand der in sozialen Beziehungen gemachten Erfahrungen. Daher müssen Kinder früh die Möglichkeit haben, Erfahrungen zu sammeln. Erfahrungen sind auch in der Erwachsenenwelt von großer Bedeutung und werden z.B. im Berufsleben sehr geschätzt. Wir trauen auch eher einem Menschen, der erfahren ist.


Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika hat gesagt:
„Eine Unze Erfahrung ist so viel wert, wie eine Tonne Theorie.“


Mit jeder neuen Erfahrung bilden sich im Gehirn neue Verknüpfungen. Kinder lernen immer und sie lernen immer, indem sie sich zu dem, was sie wahrnehmen und was es in der Welt zu entdecken gibt, in Verbindung setzen.
Wichtige Komponenten dabei sind Sicherheit und Vertrauen. Jede Art von Verunsicherung, Angst und Druck erzeugen Blockaden. Das Einzige was dann noch funktioniert, sind sehr früh entwickelte und eingefahrene Denkweisen und Verhaltensmuster.
Das Kind fällt in solche Verhaltensweisen zurück, wenn es anders nicht mehr weitergeht:


Angriff: schreien, schlagen
Verteidigung: nichts mehr hören, sehen, wahrnehmen wollen, stur bleiben, Verbündete suchen
Rückzug: Unterwerfung, Verkriechen, Kontaktabbruch


So verlieren Kinder ihre Offenheit, Neugierde und Vertrauen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Entwicklung der Kinder sind die Vorbilder. Das Gehirn verfügt über die bekannten Spiegelneuronen, mit deren Hilfe jeder Mensch in der Lage ist, sich bestimmte Bewegungsmuster und Verhaltensweisen von anderen abzuschauen. Die Kunst ist es sie so gut nachzuvollziehen, dass sich die für diese Leistungen verantwortlichen Vernetzungen der Nervenzellen bereits herauszubilden beginnen, bevor es diese Bewegungen und Handlungen selbst ausführt. Damit das alles auch genauso gelingt, muss jemand da sein, der dem Kind wichtig ist und mit dem es sich emotional eng verbunden fühlt.


Jedes Kind kommt also mit einem Gehirn zur Welt, mit dessen Hilfe es all das lernen kann, worauf es in seinem weiteren Leben ankommt. Deshalb verfügt jedes Kind über ein ganz besonderes, für seine weitere Entwicklung optimal geeignetes Gehirn. Gerald Hüther schreibt in dem Zusammenhang, dass somit jedes Kind, jedes auf seine besondere Weise, hoch begabt ist. Es startet seine Reise ins Leben mit einer Fülle an Möglichkeiten. Damit dies nicht verloren geht, brauchen Kinder das sichere Gefühl, so angenommen und gemocht zu werden, wie sie sind. Sie brauchen eine liebevolle Führung, die dort klare Grenzen zieht, wo das Kind Gefahr läuft, sich auf seinem Weg in eine selbstbestimmte Zukunft zu behindern.
Das ist Erziehung. Erziehung heißt nicht, Kinder mit Bestrafung oder Belohnung dazu bringen zu müssen, sich so zu verhalten, wie man das möchte. Das ist Dressur-man richtet ab. Für das Kind bedeuten diese Versuche Verletzung und es macht die schmerzvolle Erfahrung, dass es so, wie es ist, nicht richtig ist.

 

Zum Abschluss möchte ich noch ein paar so einfache und für unsere Kinder unbezahlbare Zaubermittel mit auf dem Weg geben:


• Gemeinsames Singen: das macht das Herz frei
• Gemeinsam erlebte Märchenstunden: sind die höchste Form des Unterrichtens
• Gemeinsames Spielen, gemeinsames Malen, Tanzen, Musizieren oder Basteln.


Im gemeinsamen Tun erleben Kinder etwas, was sie nicht erleben, wenn sie unterrichtet werden. Sie erleben Glück in der Gemeinschaft und fühlen sich verbunden.
Wenn alle Kinder die Erfahrung machen könnten, dass sie so, wie sie sind, angenommen werden und dazugehören dürfen, dass ihnen etwas zugetraut wird und sie zeigen können, was sie alles schon können, dann würden sie ihre Liebesfähigkeit und das Gefühl tiefer Verbundenheit mit den Menschen, bei denen sie aufwachsen, nicht verlieren. (Vgl. Hüther, Hauser, 2014, S. 55ff.)

Während einer meiner pädagogischen Ausbildungen fiel mir das von dem bekannten Hirnforschern Gerald Hüther und Uli Hauser bekannte Buch „Jedes Kind ist hochbegabt. Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir daraus machen“ in die Hände, das mir half viele wichtige Zusammenhänge unserer pädagogischen Themen zu erkennen und zu verstehen. Ich habe einige für mich als Mutter, sowie als Praktische Pädagogin interessante Themen herausgenommen, die für uns alle zur Erweiterung unseres Basiswissens beitragen sollen.
Literatur: Hüther Gerald, Hauser Uli: Jedes Kind ist hoch begabt. Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen. 5. Auflage, Random House Verlag, München 2014

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